Presse

Kinder liebevoll und aufmerksam im Alltag begleiten

Von Natalie Rehm, Dezember 2022

Damit sich Kinder gut entwickeln, brauchen sie eine liebevolle Beziehung zu mindestens einem Erwachsenen. Sie benötigen Zuwendung, Aufmerksamkeit, Sicherheit und vieles mehr. Wie aber lässt sich das im Alltag konkret umsetzen?

https://www.erziehungskunst.de/artikel/fruehe-kindheit/kinder-liebevoll-und-aufmerksam-im-alltag-begleiten/

Im Interview mit Natalie Rehm gehen wir Fragen zur kindlichen Entwicklung nach und was es braucht, um ein glückliches erfülltes Leben zu führen.

Den Entwicklungsprozess in den ersten drei Lebensjahren liebevoll begleiten

Dezember 2022

FürKinder: Wenn wir dem Ansatz von Emmi Pikler folgen, brauchen wir dann das vielzitierte Dorf, um ein Kind großzuziehen?

Natalie Rehm: Die Pikler-Pädagogik legt großen Wert auf eine Pflege, die beziehungsvoll in einer 1:1 Interaktion stattfindet, sowie auf eine selbständige Bewegungsentwicklung, die ein Kind aus eigener Kraft meistert und nicht zuletzt auf ein freies Spielen, in dem das Kind individuellen Interessen und Bedürfnissen nachgeht. Dazu braucht es Erwachsene, die bei alltäglichen Pflegehandlungen ihre ganze Aufmerksamkeit auf ein einzelnes Kind richten können. In einer institutionellen Betreuungssituation setzt dies entsprechende strukturelle und personelle Ressourcen voraus, damit die Betreuungspersonen ihre anspruchsvolle Arbeit umsetzen können. Kinder brauchen außerdem genug Platz, um sich selbstständig bewegen zu können und entwicklungsgerechte Materialien zum Spielen. Das „Dorf“ braucht es insofern, als sich Betreuungspersonen (Eltern und Fachleute) ausreichend erholen können sollten, um qualitativ hochwertige Betreuungsarbeit leisten zu können.

https://fuerkinder.org/blog/den-entwicklungsprozess-in-den-ersten-drei-lebensjahren-liebevoll-begleiten/

REZENSION

Gehen – Sprechen – Denken

von Erika Butzmann

Dezember 2022

Dieses Buch ist ein wahrhaft gutes und schönes Geschenk für werdende Eltern. Damit können sie sich unbefangen auf die neue Zeit mit ihrem Baby einlassen. Sie erfahren genau, was tagtäglich zu tun ist, um das Gehen, Sprechen und Denken beim Kind zur Entfaltung zu bringen. Die beim ersten Kind meist auftauchenden Sorgen, ob es sich gut entwickelt, werden sich als unnötig erweisen; denn Natalie Rehm zeigt sehr genau auf, wie das Baby aus eigener Kraft seinen Wachstumsprozess steuert und was Eltern tun können, um dem Kind diese Leistung zu ermöglichen.

https://fuerkinder.org/rezension/gehen-sprechen-denken/

wireltern

Für Mütter und Väter in der Schweiz

Warum es nicht nur gut ist Babys ständig zu tragen

Lange galt: Ein Kleinkind kann man nicht oft und lange genug tragen. Doch stimmt das wirklich? Wir haben mit Fachleuten darüber gesprochen

Text Veronica Bonilla Gruzeler

Oktober 2022

https://www.wireltern.ch/artikel/warum-es-nicht-nur-gut-ist-babys-staendig-zu-tragen-1022

BUCHBESPRECHUNG
Gehen – Sprechen – Denken

Besprochen von Claudia Schüler

Mai 2022

Natalie Rehm: Gehen – Sprechen – Denken. Wie sich Babys aus eigener Kraft entwickeln. Praxisbuch zur frühkindlichen Ent- wicklung, Kösel 2022, ISBN 978-978-3-466-31156-9

Natalie Rehm bringt ihr Buch „Gehen – Sprechen – Denken“ zu einer Zeit heraus, in der sich viele junge Eltern bemühen, ihren eigenen, authentischen Erziehungsstil zu finden. Sie möchten ihr Kind richtig verstehen, sie möchten seine Bedürfnisse angemessen erfüllen und seine Neigungen erkennen und fördern. Wenn sie sich auf ihre Elternrolle vorbereiten und sich über die verschiedensten Themen im Umgang mit dem Nachwuchs informieren, stoßen sie auf eine breite Verfügbarkeit an Ratschlägen, Erfahrungsberichten und Informationen, die nicht mehr nur als gedruckter Ratgeber im Buchhandel, sondern über verschiedenste Online Portale, Apps und Podcasts etc. leicht zugänglich und jederzeit abrufbar sind. Schnell zugänglich, unkompliziert, modern. Wie fundiert diese Informationen sind und wie tiefgründig sie das Wesenhafte in der Entwicklung des Kindes vermitteln können, sei dahingestellt.

Wer sich zur Abwechslung einmal der rasanten digitalen Welt entziehen will, der lehnt sich gerne mal wieder mit einem Buch zurück – schön gebunden, ansprechendes Layout, lockerer Schreibstil, mit ausgewählten Fotos bebildert, übersichtlich gegliedert, aufschlussreich, fachlich kompetent und mit dem Charme der Entschleunigung. Das alles erfüllt der Elternratgeber „Gehen – Sprechen – Denken“ von Natalie Rehm. Und es ist genau dieser Charme der Entschleunigung, den die Autorin – womöglich unbewusst – in ihrem Buch durchweg zum Ausdruck bringt. Das gelingt dahingehend, dass sie neben all den gründlichen Ausführungen über die kindliche Entwicklung vor allem eins deutlich werden lässt: Alle Entwicklungsprozesse brauchen ihre Zeit. Kein Gras wächst schneller, wenn man daran zieht. Für die Leser:innen ist es spürbar, wie unendlich wertvoll es ist, wenn ein Kind sich in aller Ausführlichkeit und Gründlichkeit auf den Weg seiner eigenen, individuellen Entwicklung machen darf.

Und hier liegt die Aktualität ihres Buches. Auch wenn sich das Baby im ersten Lebensjahr für alle sichtbar rasant entwickelt, braucht es für jeden einzelnen Entwicklungsschritt ausreichend Zeit. Wie oft werden die Kleinen schon von früh an gefördert, vorwärts getrieben, für alles gelobt – in der Hoffnung, dass sie möglichst schnell wachsen und früh selbständig werden. Aber ein Kind entwickelt sich nicht in erster Linie, weil es laufend gefördert wird, sondern weil die Natur es in seinem kindlichen Wesen so verankert hat, dass es sich entwickeln WILL. Natalie Rehm bezieht sich auf die ungarische Kinderärztin Dr. Emmi Pikler, welche diese Beobachtungen bereits zu ihrer Zeit sehr gründlich dokumentiert hat. Sie zitiert immer wieder aus den vielen wertvollen Erkenntnissen Dr. Piklers, wenn sie von der Initiativkraft und Eigenständigkeit des Kindes in Bezug auf seine Entwicklung schreibt.

Und hier kommt wieder die Entschleunigung ins Spiel. Eigentlich ist sie ein Appell an uns Erwachsene. Wie gerne möchten wir unser Kind tatkräftig unterstützen, und wie oft passiert es, dass wir dabei seiner individuellen Entwicklung vorgreifen und es sogar darin behindern. Ja, es ist anstrengend für uns, abwartend zuzusehen, wenn sich das Baby in seinem eigenen Tempo vorbereitet, bis es sich selbständig zum Beispiel vom Rücken auf den Bauch drehen kann. Dieses Bewegungsmuster zu entdecken und dann auch zu beherrschen braucht Zeit. Die Koordination der neuen Bewegungsfolgen zu üben braucht ein gutes Maß an Ausdauer und Beständigkeit. Wenn wir dem Wesen des Kindes gerecht werden wollen, müssen wir ihm dafür Zeit lassen. Natalie Rehm beschreibt sehr eindrücklich und nachvollziehbar, um wieviel besser sich ein Kind physisch und emotional entwickeln kann, wenn es von Erwachsenen begleitet wird, die nicht in seine Prozesse eingreifen, sondern im Gegenteil, die seine Erfahrungswelt so gestalten, dass es sich möglichst selbständig und selbstwirksam darin bewegen kann.

Der erste Teil des Buches widmet sich umfassend der Bewegungs- entwicklung, ist diese ja bekanntlich der Grundstein für die darauf aufbauenden Entwicklungsprozesse wie Sprechen und Denken. Wer sich bereits mit den Arbeiten von Emmi Pikler befasst hat, findet hier nichts Neues, aber wer sie noch nicht kennt, dem bietet das Buch eine hervorragende Verständnisgrundlage für die Bedeutung der Eigenaktivität und der selbständigen Bewegungsentwicklung im Lebensplan des Kindes.

Schon im frühesten Alter formen sich Überzeugungen, die uns ein Leben lang begleiten. Eltern haben zum Glück viel Einfluss darauf, welche Strukturen sich beim Kind einprägen. Wenn es zum Beispiel am eigenen Leib erfährt, dass es sich in seinem eigenen Tempo entfalten darf, dass es seine Aufmerksamkeit auf die Dinge richten darf, die sein Interesse geweckt haben und nicht auf das, was Erwachsene glauben, was interessant zu sein habe, wenn die Eltern keine Normvorstellungen haben, sondern liebevoll und gelassen den individuellen Wachstumsprozess begleiten, dann kann sich eine mutige und bejahende Lebenseinstellung bilden.

Es gelingt der Autorin, ein Verständnis zu vermitteln, wann die Eigenentwicklung des Kindes eine sensible Zurückhaltung von Erwachsenen verlangt und wann es von großer Bedeutung ist, dass Mutter oder Vater präsent sind, nah und zugewandt. Wenn dieser Wechsel von Aufeinander-bezogen-Sein und Autonom-sein-Wollen gelingt, dann schwingt das Kind in einem harmonischen Gleichgewicht und ist ein lebendiger Ausdruck unserer polaren Welt.

Wie man seinen Säugling bedürfnisorientiert und umsichtig begleiten kann und wie die täglichen Handlungsroutinen eine echte Beziehungsqualität bekommen, wird anschaulich beschrieben und mit passenden Fotos ergänzt. Der Impuls der aktiven Beziehungspflege geht auf Dr. Pikler zurück. Damit beschreibt sie unter anderem das bewusste Miteinander während des Wickelns, Fütterns und Anziehens und betont den intensiven Moment liebevoller Zugewandtheit und wechselseitiger Kommunikation. Gleichzeitig fördert die kooperative Pflege die Selbstwirksamkeit des Säuglings von Anfang an. Leider ist diese Praxis in der heutigen Säuglingspflege immer noch nicht ausreichend verbreitet. Vielleicht gelingt es durch dieses Buch, Eltern und Pflegende dazu zu ermuntern, von Anfang an das Baby zur Mithilfe anzuregen und ihm damit die Möglichkeit zu geben, ein aktiver Mitgestalter seiner pflegerischen Handlungen zu werden.

Wenn man bedenkt, dass Dr. Pikler viel mit Waisenkindern zu tun hatte, dann ist es umso erstaunlicher, wie gut sich diese Kinder entwickelt haben, denn gerade sie tragen ja einen besonderen Schmerz in sich. Just an der Stelle, wo eine Mutter normalerweise für ihr Kind da ist, wo es sich erwünscht, geliebt und geborgen fühlen kann, da ist ein heftiger Bruch entstanden. Wenn wir als Fachleute an dieser Stelle hinzugezogen werden, dann versuchen wir sofort diesem Bruch entgegenzuwirken. Wir können in der täglichen Pflege wahre Heilarbeit leisten: behutsame Berührungen durch Zuversicht vermittelnder Hände, zuverlässige Abläufe wiederkehrender Handlungen, das respektvolle Herantreten an den Säugling, das Ankündigen jeglicher Lageveränderungen, die sprachliche Begleitung meines Tuns, das Miteinbeziehen in alles, was an ihm pflegerisch vollzogen wird, das Abwarten auf seine Bereitschaft und das freudige Entgegennehmen jeder noch so kleinen Regung – diese komplexe Achtsamkeit vermittelt dem Kind, dass mir sein Wohlbefinden wichtig ist und ich mich an seinem Sein freue. Aus eigener beruflicher Erfahrung kann ich bestätigen, dass ich seinem Beziehungsschmerz heilend entgegenwirken kann, wenn ich das Baby konsequent auf diese respektvolle und einfühlsame Art pflege. Dieser achtsame Umgang ist allen Kindern zu wünschen, nicht nur denen, die frühe Verluste erlitten haben, sondern auch denen, die in der glücklichen Situation sind, in ein gemachtes Nest gefallen zu sein.

Das Kind wächst und gedeiht. Hat es sich erst einmal aufgerichtet, entsteht eine neue Tonusverteilung und die Achse Fuß–Becken– Schultergürtel lässt den Kiefer freier werden. Wir hören es an dem raschen Zuwachs des sprachlichen Ausdrucks. Die Gravität wirkt jetzt im Lot. Sprache formt sich wie von selbst, vorausgesetzt das Kind hat menschliche Sprachvorbilder. Dass Bildschirmmedien keinen Nutzen für den Spracherwerb haben, lässt die Autorin nicht unerwähnt, und weil es für die Sprachentwicklung unbedingt ein sprechendes Gegenüber braucht, bietet sie eine kleine Auswahl an Berührungsspielen, Abzählreimen, Kniereitern, Reigen und dergleichen für den Alltag an. Hier wäre es schön gewesen, wenn sie für jede Rubrik nicht nur ein Beispiel, sondern eine größere Auswahl an ansprechenden Versen für die Eltern zusammengestellt hätte.

Wenn das Kind mobiler geworden ist, vergrößert sich sein Radius nicht nur räumlich, sondern auch in der Art und Weise, wie es sich mit der materiellen Wirklichkeit auseinandersetzt. In ihrem Ratgeber geht die Autorin ausführlich darauf ein, zu welchem Zeitpunkt und unter welchen Gesichtspunkten bestimmte Spielmaterialen eingebracht werden können, so dass Eltern das freie und selbstbestimmte Spiel ihres Kindes fördern können, ohne zum Bespaßer und Animateur ihres Kindes zu werden. Wer sich mit dem tieferen Sinn ihrer Ausführungen verbinden kann, dem wird es leicht fallen, das kreative, kindliche Spiel als großes Lernfeld anzuerkennen, das immer auch der kognitiven Entwicklung dient.

In den alltäglich wiederkehrenden und vor allem in den häuslichen Arbeiten liegt ein großes Lernpotenzial, da sie fester Bestandteil des Familienalltags sind und vom Kind als sinnvoll erlebt werden. Wir beobachten, dass sich die Kleinen mit Begeisterung denselben Tätigkeiten widmen wollen wie die Erwachsenen. Es wäre schön, wenn es gelänge, jungen Eltern zu vermitteln, dass die Vereinbar- keit von Haushalt und Kind nicht nur machbar ist, sondern sogar ein ideales Lernfeld für ihren Nachwuchs ist.

Ein Kind, das beispielsweise beim Wäscheaufhängen dabei sein darf, erlebt eine Vielzahl von Eindrücken: Nasse Wäsche ist kalt, sie ist schwerer als trockene Wäsche, flatternde Wäsche singt im Wind, man kann Socken nach Farben und Größen sortieren, Wäscheklammern kommen in allen Farben und Formen, man kann sie öffnen und schließen mit einem starken Daumen und Zeigefinger, man kann alles Mögliche festklemmen, man kann sich auch zwicken und manches mehr. Diese Erfahrungen lassen sich nur in Wirklichkeit machen, nicht wenn die Mutter oder der Vater mit dem Kind Memory spielt oder Puzzles übt.

Jeder möchte, dass sich sein Kind zu einer klugen Persönlichkeit entwickelt. Aber es macht einen Unterschied, ob es auf dem Weg dahin seiner kindlichen Begeisterung folgend mit allen Körpersinnen die Welt eigeninitiativ verstehen lernt oder ob es mit seinen Eltern sogenanntes pädagogisch wertvolles Lernmaterial bewältigen und sich dazu lange Erklärungen anhören muss. Eines ist sicher: Ein ehrgeiziges Förderprogramm ist für die komplexen Denkprozesse nicht verantwortlich, sondern die Vielfalt der Sinneswahrnehmungen und die Vielzahl der Tätigkeiten, die ein Kind in seinem Umfeld beobachten und nachahmen kann. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass wenn ein Kind die Katze im Bilderbuch als solche benennen kann und sogar weiß, dass die Katze „miau“ macht, dass dieses Kind nur annähernd irgendetwas von Katzen verstanden hat. Anders ist es bei einem Kind, dass beim Streicheln einer lebendigen Katze spürt, wie weich das Fell ist und dass sich nicht jedes Katzenfell gleich anfühlt. Ein solches Kind lernt, dass man die Katze zwar gut am Schwanz fassen kann, aber dass man die Katze so nicht halten kann und dass der Kratzer auf der Hand brennt. Dieses Kind hat verstanden, dass ein Miauen etwas anderes bedeutet als ein Fauchen, und wird sich entsprechend verhalten.

Ein Kind, das aus gesägten Astklötzen versucht, einen Turm zu bauen, lernt nachhaltiger als jenes, welches nur Duplosteine aufeinander zu stecken braucht. Und wenn ein Kind vor der Almhütte barfuß den Wiesenhang hinauf und hinunter läuft, um unermüdlich Stöckchen für ein Nest zusammenzutragen, hat es mehr gelernt als eines, das auf dem Laufrad auf ebenem Asphalt kilometerlang geradeaus läuft. Sensorische Integration führt zu wahrhaftigem Lernen. Es kommt immer aus der tiefen Freude am Tun und ist nie zielorientiert. Darin liegt das Geheimnis, warum Kinder ganz natürlich und leicht lernen.

Natalie Rehm hat mit ihrem Buch „Gehen – Sprechen – Denken“ eine gute Orientierung für Eltern geschaffen, die sich bemühen, das Wesen des Kindes in seiner Ursächlichkeit zu verstehen. Sie bietet genügend fachliches Hintergrundwissen, damit es Eltern möglich wird, ihr Kind ganz bewusst in seinem Heranwachsen zu begleiten. Und es kann nach erstmaligem Lesen durchaus einen festen Platz im Bücherregal bekommen, um bei Gelegenheit als Nachschlagewerk seine Dienste zu leisten.

In: Medizinisch-Pädagogische Konferenz 99 | 2022, S. 56-62.

Erziehung beginnt mit dem ersten Atemzug

Im Gespräch mit Natalie Rehm

Frühjahr 2022

Natalie Rehm ist Erziehungsbegleiterin mit dem Schwerpunkt Frühe Kindheit. Sie arbeitet mit werdenden Eltern sowie Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern.

https://www.erziehungskunst.de/artikel/fruehe-kindheit/erziehung-beginnt-mit-dem-ersten-atemzug/

BUCHBESPRECHUNG

Wesentliches der ersten drei Jahre

März 2022

Gehen – Sprechen – Denken. Ein wunderbares Buch, das Eltern ausnahmsweise nicht vorschreibt, was sie mit ihrem Baby machen müssen, sondern was sie weglassen dürfen. Es ist eines der seltenen Praxisratgeber, die versuchen, den Blick unverstellt auf das Wesen des Kindes zu richten und nicht auf das, was es werden soll.

Die Autorin stellt die Selbstverständlichkeit der kindlichen Entwicklung in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Sie räumt mit dem Missverständnis auf, dass Kinder unbedingt die Hilfe von Erwachsenen brauchen, um sich entwickeln zu können. Die Entwicklungsfolge Gehen – Sprechen – Denken ist von Natur aus in jedem Kind angelegt. Die einzelnen Schritte bedingen sich und stehen in Wechselwirkung zueinander. Dennoch ist es kein Laissez-faire-Buch. Im Gegenteil, Mütter und Väter sind dazu aufgefordert, ihr Kind bei diesem Naturschauspiel feinfühlig wahrzunehmen und sich bewusst gestaltend an der Seite ihres Kindes zu bewegen. Die Autorin zeigt an Beispielen aus dem Alltag, wie z.B. der pflegerische Umgang, das geeignete Spielangebot oder auch das Grenzen-Setzen willkommene Gelegenheiten sind, durch die Eltern den Rahmen schaffen können, dass ihr Kind genau die Erfahrungen machen kann, nach denen sein kindliches Werden verlangt.

Sie begründet ihre Ausführungen mit der wertvollen Arbeit von Emmi Pikler. Die Ergebnisse der Ärztin zeigten, dass Babys sich umso selbstständiger, selbstverständlicher, sicherer und selbstbewusster entwickeln, je weniger der Erwachsene eingreift. Außerdem gehen die bahnbrechenden Erkenntnisse der aktiven Säuglingspflege auf sie zurück, die eine liebevolle Bindungsentwicklung und sichere Beziehungsgestaltung mit Säuglingen fördern. Die vielen Pikler-Zitate bremsen leider den Lesefluss ein wenig, gleichzeitig kommt durch sie die Ärztin unverfälscht zu Wort.

Das Buch macht Eltern Mut, kreativ zu werden und sich ganz auf das Tempo und die Persönlichkeit ihres Kindes einzustellen. Wer sich durch ihre Ausführungen inspirieren lässt, der definiert seine Elternrolle neu: weg vom Helikopter-Dasein, weg vom Animateur, der das Kind ständig bespielt und bespaßt. Babys, die sich selbst entwickeln wollen, brauchen Eltern, die aufmerksam, abwartend und zuversichtlich sind. Eltern, die nicht vorgreifen, sondern ihrem Kind den Raum für seine eigenen Erfahrungen überlassen.

Mit vielen Beispielen aus dem Leben, mit Bildern und Erfahrungsberichten gelingt es der Autorin, Eltern das Gefühl von Gelassenheit und Zuversicht zu vermitteln und Freude an der selbstständigen Entwicklung ihrer Kinder zu haben.

Das Buch ist eine inspirierende Lektüre für die Schwangerschaft, ein passendes Geburtsgeschenk und ein praktisches Nachschlagewerk für die ersten drei Kinderjahre.

Claudia Schüler

Natalie Rehm: Gehen – Sprechen – Denken. Wie sich Babys aus eigener Kraft entwickeln Praxisbuch zur frühkindlichen Entwicklung von 0 bis 3 Jahren, Hardcover, 304 S. mit 80 Farbfotos, EUR 24,-, Kösel Verlag, München 2021

In: Erzieungskunst frühe Kindheit 1/2022, S. 41.

wireltern

Für Mütter und Väter in der Schweiz

Frühe Kindheit

Gehen, Sprechen, Denken: Die ersten 1000 Tage

Die ersten 1000 Tage sind entscheidend für die Entwicklung des Kindes. Was Eltern tun können, um ihr Kind dabei zu unterstützen – und was sie besser bleiben lassen.

Von Veronica Bonilla Gurzeler

März 2022

https://www.wireltern.ch/artikel/gehen-sprechen-denken-die-ersten-1000-tage-0322

wireltern

Für Mütter und Väter in der Schweiz

Der Mensch ist ein Langsam-Entwickler

Ratgeber-Autorin Natalie Rehm wirbt für mehr Geduld in Bezug auf die Entwicklungsschritte des Babys und Kleinkinds und sagt, worauf wir bei der Begleitung junger Kinder achten sollten.

Von Veronica Bonilla Gurzeler

März 2022

https://www.wireltern.ch/artikel/der-mensch-ist-ein-langsam-entwickler-0322

ZEIT ONLINE

Kindererziehung

Gut beobachten ist oft besser als unnötig eingreifen

Eltern tun alles, um ihrem Kind bei seiner Entwicklung zu helfen. Die Erziehungsbegleiterin Natalie Rehm rät davon ab. Wichtiger als Hilfsmittel sei eine sichere Bindung.

Interview: Caroline Rosales

30. August 2021

https://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2021-08/kindererziehung-eltern-kind-beziehung-bindung-paedagogik

Moritz Binder Podcast Episode